Warum die Seite Gesundheit unter der Oberrubrik Interessen?? Solange man gesund ist, macht man sich im Normalfall weniger Gedanken um das Thema Gesundheit.


Sobald man aber krank wird und die Krankheiten sich als ständige unliebsame Begleiter erweisen, ist man an einem Punkt angelangt, wo man sich um so mehr mit diesem Thema beschäftigt, also „interessiert“.


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Das erste Mal hat es mich im Frühjahr 1996 erwischt. Nach einer etwas stressigeren Zeit, hat es mich mitten in einer Entspannungsphase getroffen. Von einer Sekunde zur anderen hatte ich ein starkes Rauschen auf dem linken Ohr und ich hörte kaum mehr etwas auf dieser Seite. Na ja, so etwas kommt ab und an vor, dass gibt sich dann von alleine wieder. Viele kennen das nach einem lauten Konzertbesuch oder wenn es mal etwas hektischer zugeht. Nur hat es sich bei mir nicht mehr gegeben. Nach einem Arztbesuch mit der Diagnose Hörsturz und Tinnitus blieben die folgenden Infusionstherapien und die damals noch genehmigten Druckkammerbehandlungen ohne positive Auswirkungen. Seit dieser Zeit bin ich auf dem linken Ohr schwerhörig und der Tinnitus begleitet mich seitdem in wechselnden Stärken und auch in wechselnder Belastung. Anfangs war dieses Geräusch im Ohr fast nicht zu ertragen, dann war es nervig, dann trat es nur in besonders lauten Phasen ins Bewusstsein und irgendwann hat ich mich dann mehr oder weniger damit arrangiert, bis zum April 2004.


Diagnose: Hörsturz (anklickbare Wikipedia-Artikel)


Der Hörsturz ist eine plötzlich auftretende, meist einseitige Schallempfindungsstörung.


Ursache: Der Entstehungsmechanismus von Hörstürzen konnte bisher noch nicht geklärt werden.


Behandlung: Da eine große Anzahl von Schädigungshypothesen des Ohres (oder des mit dem Hören befassten Gehirns) besteht, existiert eine große Vielfalt von Behandlungsmethoden, denen allen gemein ist, dass sie fachlich angreifbar sind.


Sofortmaßnahmen bei mir: zwei erfolglose Infusionstherapien, zwei erfolglose Druckkammerbehandlungen


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Ein Mitgeselle des Hörsturzes war die zweite Diagnose


Diagnose: Tinnitus


Der Begriff Tinnitus aurium (lat. „das Klingeln der Ohren“) oder kurz Tinnitus bezeichnet ein Symptom (teilweise wird auch von einem Syndrom gesprochen), bei dem der Betroffene Geräusche wahrnimmt, die keine äußere für andere Personen wahrnehmbare Quelle besitzen.


Ursache: Vielfältig


Behandlung: Die hohe Zahl der verschiedenen Therapievorschläge lässt vermuten, dass es bisher noch keine klare, eindeutig wirksame Behandlung gibt.


Sofortmaßnahmen bei mir: siehe zu Hörsturz


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Der dritte Schlag kam im April 2004. Ohne erkennbaren Auslöser hat es mir im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füssen weggezogen. Während eines angenehmen Bades wurde mir plötzlich schwindelig. Der erste Gedanke war, "zu lange in der heißen Badewanne gewesen", da macht der Kreislauf schlapp. Also ins Bett geschleppt um mich zu erholen. Aber der Schwindel wurde immer schlimmer, bis hin zum Erbrechen. Das ganze hielt dann fast sechs Stunden an bevor es so langsam abklang. Am nächsten Tag war ich immer noch so erschlagen, dass ich den Hausarzt aufsuchte. Er äußerte den Verdacht Drehschwindel, genauer Morbus Meniere. Ein Termin beim HNO Arzt bestätigte diesen Verdacht. Ab diesem Tag war auch der Tinnitus wieder permanent laut und fast nicht zu ertragen. Das war nun mein zweites Anhängsel, dass ich seitdem mit mir herumschleppe. Die Drehschwindelattacken treten in unregelmäßigen Abständen, aber wöchentlich auf. Sie gehen von wenigen Minuten bis zu stundenlangem Schwindel.


Diagnose: Morbus Meniere


Bei der Menière-Krankheit handelt es sich um eine Erkrankung des Innenohres, die gekennzeichnet ist durch Anfälle von Drehschwindel, einseitigem Hörverlust und Ohrensausen (Tinnitus). Treten diese drei Symptome gemeinsam auf, spricht man von der Menière'schen Trias.


Ursache: Die Ursache des Morbus Menière ist nicht bekannt es bestehen nur Vermutungen.


Behandlung: Der Morbus Menière an sich ist nicht heilbar nur z.T. linderbar.


Sofortmaßnahmen bei mir: Betahistin zur Reduzierung der Anfälle, Vertigo Vomex zur Behandlung der Übelkeit im Akutfall. Ruhe liegend


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Dem nicht genug... ich musste mich noch ein viertes Mal zu Wort melden und habe im Oktober 2006 wohl noch einmal laut „hier“ gerufen :-(  Es begann mit einem Zeckenbiss und auftretender Borreliose, die sofort mit Antibiotika behandelt wurde. Die typischen Borreliose Merkmale, wie die Wanderröte, verschwanden auch dementsprechend schnell. Was nicht verschwand waren:



und anstatt das es besser wurde, kamen immer mehr Begleiterscheinungen dazu:



Nach einer -relativ kurzen, wie ich im Nachhinein erfahren habe- Ärzteodyssee: Orthopäde, Internist, Neurologe, wurde mir bei der letzten Station im Dezember 2006 bei einem Rheumatologen die Diagnose Fibromyalgie gestellt.


Diagnose: Fibromyalgie


Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung. Das Wort Fibromyalgie leitet sich in seinen drei Bestandteilen ab aus „Fibro-“ vom lateinischen fibra = Faser, griechisch „My-“ bzw. „Myo-“ von myos = Muskel und „algie“, ebenfalls aus dem Griechischen von algos = Schmerz also Muskelfaserschmerzen.


Ursache: Ursache der Fibromyalgie als auch die Mechanismen der Krankheitsentstehung sind ungeklärt


Behandlung: Die Fibromyalgie ist durch medizinische Maßnahmen nicht heilbar, durch Begleitmaßnahmen z.T. linderbar


Sofortmaßnahmen bei mir: Schmerztabletten, Amitriptylin gegen die Durchschlafschwierigkeiten.


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Nun hatte ich vier Diagnosen von Krankheiten bei denen die Ursachen ungeklärt oder so vielfältig sind, dass sie die Krankheiten nicht oder nur schwer fassbar machten.


Ebenso sah es mit der Behandlung derselben aus, auch diese war in allen vier Fällen mit nicht heilbar, "z.T. nur linderbar" beschrieben.


(In diesem Zusammenhang möchte ich meine beiden behandelbaren "Normalkrankheiten", die erblich bedingte Hypercholesterinämie und die leichte Arterielle Hypertonie nur als Randnotiz erwähnen.)


Trost war, dass keine der Krankheiten eine körperlichen Veränderungen wie z.B. Verkrüppelung nach sich ziehen, bzw. einen tödlichen Verlauf nehmen. Aber was heißt Trost, im Bewusstsein, dass man Krankheiten hat, die einem vermutlich ein Leben lang erhalten bleiben und die die Lebensqualität in einem sehr hohen Maße einschränken.


Deshalb konnte es nicht ausbleiben, dass nun die fünfte Krankheit auftrat... die Psyche meldete sich nun zu Wort.


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Das ganze äußerte sich so Ende 2006/Anfang 2007 in:



Hier stand die Diagnose, im Angesicht der Multimorbidität und als Begleiterscheinung und Auswirkungen der verschiedenen Krankheiten, sehr schnell, die lautete Depression.


Diagnose: Depression


Depressiv (lat. deprimere „niederdrücken“) bezeichnet umgangssprachlich einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit.


Ursache: Die Ursachen, die zu einer Depression führen, sind noch nicht vollständig aufgeklärt. In meinem Fall war die oben beschriebene Multimorbidität und letztendlich die Fibromyalgie die das Fass zum überlaufen brachte wohl die auslösenden Faktoren.


Behandlung: Depressionen können in der Regel gut behandelt werden. Infrage kommen die Psychotherapie, physikalische Maßnahmen oder eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva. Häufig wird auch eine Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung angewandt.


Sofortmaßnahmen bei mir: Antidepressiva zur Stimmungsaufhellung, Anmeldung zur Psychotherapie mit halbjähriger Wartezeit auf einen Therapieplatz, Durchführung der Psychotherapie mit Schwerpunkt Schmerzverarbeitung und Behandlung der depressiver Störung, Herbst 2007 - 2009, Wiederaufnahme nach 2-jähriger Wartefrist 2012


Noch mit an die psychischen Probleme angehängt haben sich, Ängste und Phobien, die sich bei Stress noch verstärken. Hervorgerufen wohl durch die plötzlich auftretenden Schwindelanfälle und die Magen- Darmprobleme. Vorrangig sind es Agoraphobie, Soziale Phobien, aber auch Panikstörungen.


Diagnose: Angststörung


Angststörung (auch Phobische Störung) ist ein Sammelbegriff für psychische Störungen, bei denen entweder unspezifische Angst oder aber konkrete Furcht (Phobie) vor einem Objekt bzw. einer Situation besteht. Auch die Panikstörung, bei der Ängste zu Panikattacken führen, zählt zu den Angststörungen.


Ursache: Wie bei den meisten psychischen Störungen gibt es auch bei der generalisierten Angststörung, bei sozialen Ängsten, Panikattacken und Phobien nicht die eine bekannte Ursache. Stattdessen geht man auch hier von einer Vielzahl verursachender oder auslösender Faktoren aus, die erst im Zusammen- und Wechselwirken den tatsächlichen Ausbruch der Störung bewirken.


Behandlung: Zur Therapie von Angststörungen (generalisierte Angststörung, Panikstörung, Panikattacken) und Phobien kommen verschiedene Behandlungsverfahren zum Einsatz, wie:


Entspannungsverfahren.


Psychotherapie, meist Verhaltenstherapie

Medikamente, meist Antidepressiva  


Sofortmaßnahmen bei mir: siehe bei Depressionen, zusätzlich Behandlung der Phobien Herbst 2007 - Anfang 2009, Wiederaufnahme nach 2-jähriger Wartefrist 2012

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2007 folgte dann ein 10-tägiger Aufenthalt in einer Klinik, mit Schwerpunkt Schmerztherapie, um mit einem Komplettcheck die Diagnosen noch mal bestätigen zu lassen.


Beantragung einer REHA, die trotz Empfehlung all meiner behandelten Ärzte (HA, Rheumatologe, HNO) abgelehnt wurde, da vor Ort noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wären. Vor allem noch keine Psychotherapie, obwohl ich schon längst angemeldet war, aber eine halbjährige Wartezeit hatte. Ich hätte eine „Soforthilfe“ gebraucht und die wurde nicht gewährt.


Beantragung eines Schwerbehindertenausweises, der mir, da ich mit einem GdB von 30 eingestuft wurde, nicht ausgestellt wurde.


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2008 war ich dann, nachdem mir ja keine Reha bewilligt wurde, über eine Arzteinweisung für sechs Wochen in einer Medizinisch-Psychosomatischen Klinik auf der dortigen Schmerzstation, um dort zu erlernen wie man mit chronischem Schmerz besser umgeht. Dort habe ich dann in speziellen Schmerzgruppen mehr über den Schmerz erfahren. Es wurden exakt auf Fibromyalgie ausgelegte Gymnastik,- Walking- Wassergymnastikkurse durchgeführt und auch Wärmebehandlungen wie Bäder oder heiße Packungen verordnet. Weitere Schwerpunkte waren: Einzeltherapien gegen die Depressionen und Biofeedback gegen die Vermeidungsphobien. Für jeden auf der Station gab es auch noch die PME Gruppen. Individuell wurde ich noch wegen des Morbus-Meniere in eine Gruppe zum besseren Umgang mit Schwindelattacken eingebunden.


Der dortige Aufenthalt war wie ein Auszeit vom Leben für mich und hat mir auch sehr gut getan. Leider konnte er mir nicht meine Krankheiten nehmen, was eigentlich auch von vorneherein klar war.


Verschlechterungsantrag wg GdB gestellt und nach Widerspruch nach GdB 40, wurde ein unbefristeter Schwerbehindertenausweis von GdB 50 ausgestellt.


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2009 war dann durchweg eine Quälerei mit Fehltagen auf der Arbeit, immer wieder eingeschobene Urlaubstage um zu regenerieren, überhaupt waren die Wochenenden und Urlaube nur noch zum Regenerieren um dann wieder zu Funktionieren.


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2010 kam dann der totale Zusammenbruch... Anfang Januar hat mein Körper endgültig gestreikt... haben sich die schon 2009 nicht zu übersehenden Warnsignale in einer nochmaligen massive Verstärkung aller Symptome gerächt. Die Konsequenz war: Krankschreibung


Da sich bis  April mein Zustand eher verschlechtert als gebessert hatte, folgte, auf anraten der Ärzte, Psychologen und Psychotherapeuten die Beantragung eine Erwerbsunfähigkeitsrente....


...was jetzt nachfolgend zu lesen ist, habe ich versucht so neutral wie möglich zu verfassen, wie es in mir drinnen aussah und wie das ganze mich noch zusätzlich, besonders psychisch belastet hat, kann  man hoffentlich „zwischen“ den Zeilen lesen....


Ich musste von der DRV Bund zu zwei Gutachtern zur Überprüfung meiner Arbeitsfähigkeit.


Der erste Termin war bei einem HNO Arzt der, nach einer sehr ausführlichen Untersuchung, in seinem Bericht zum Ergebnis kam, dass ich auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nur noch unter 3 Stunden arbeitsfähig sei.


Der zweite Termin war bei einer Neurologin. Da die DRV die Fibromyalgie als somatoformen Schmerzstörung, also eher psychische ansieht, werden die meisten zur Begutachtung zu einem Neurologen geschickt. Das ganze, obwohl die Fibromyalgie in der ICD-10-WHO Version 2011 unter: „Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes, anderenorts nicht klassifiziert M79.7“ gelistet ist.

Bei dieser Begutachtung wurden verschiedene neurologische Untersuchungen durchgeführt. Diese dienen bei der Diagnose Fibromyalgie eigentlich als Ausschlusskriterien anderer Erkrankungen. Die Resultate waren dementsprechen unauffällig und die Gutachterin kam zum Ergebnis, da keine belegbaren neurologischen Störungen vorlagen, dass ich über 6 Stunden arbeitsfähig wäre. Immerhin sah sie eine Reha als sinnvoll und massgeblich an, um meinen Gesundheitszustand und meine Arbeitsfähigkeit über einen längeren Zeitraum zu beobachten.


Aber genau dieses Gutachten der Neurologin nahm die DRV zum Anlass, um eine Ablehnung meines Antrags zu begründen, dabei das Gutachten des HNO Arztes nicht beachtend und den Hinweis auf eine Reha ignorierend. Zum Glück hatte ich auf Veranlassung meiner Krankenkasse schon eine Reha beantragt und die wurde auch genehmigt.... Ab Ausbruch der Krankheit jetzt 4 Jahre später... Vermutlich zu spät, vieles hatte sich wahrscheinlich schon chronifiziert!

Jetzt blieb mir nur noch der Weg über eine Klage vorm Sozialgericht, dort wurde ich vom VDK vertreten. Allerdings wurde das Klageverfahren ausgesetzt, da man noch das Ergebnis der Reha abwarten wollte.


Im November war ich dann für 4 Wochen in einer „Psychosomatischen Klinik“ Die DRV fand diese Klinik für meine Krankheiten am passendsten. Die sozialmedizinische Abschlussuntersuchung- /begutachtung fand beim leitenden Chefarzt der Klinik statt und er kam zum Ergebnis: unter 3 Stunden arbeitsfähig.

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Der Bericht lag Anfang 2011 vor und damit war für mich eigentlich klar, dass nach der von der Neurologin als massgeblich empfohlenen Reha und dem klaren Ergebnis der Klinik eine Berentung erfolgen würde..... Aber leider war dem nicht so... Ein Neurologe bei der DRV, der mich nie persönlich gesehen hatte, kam zum Ergebnis, dass sie mich weiterhin für über 6 Stunden arbeitsfähig sehen und der Empfehlung der Klinik nicht folgen. Ich verstand die Welt nicht mehr, die DRV schickt mich in eine ihrer Kliniken, die sie für meine Erkrankungen ausgewählt hatten und folgen der Empfehlung des Chefarztes der Klinik nicht....


....aber alles lamentieren half nicht... Ich habe Widerspruch gegen diese Einschätzung eingelegt und was folgte.... eine weiter Begutachtung und es wurde wieder ein Neurologe als Gutachter herangezogen


Das ganze Prozedere hatte sich bis in den November gezogen bis die Begutachtung stattfand. Die Stadt in die ich musste, war die gleich wie bei der Neurologin... Das hätte mich schon stutzig machen sollen, aber als ich vor der Tür der Praxis stand, war es dieselbe in der ich 2010 schon war. Das war eine Gemeinschaftspraxis mit der Neurologin die mich für über 6 Stunden arbeitsfähig hielt.... Zu meiner Frau, die mich gefahren hatte, sagte ich direkt, „damit habe ich verloren... Ich weiß wie dieses Gutachten ausfällt“... Es kam zur Begrüßung durch den Arzt, mit einem „sie kennen sich hier ja schon gut aus“ und so zog sich das durch die ganze Begutachtung. So schlecht und herabwürdigend bin ich noch nie von einem Arzt behandelt worden... Es kam zum üblichen neurologischen Prozedere, noch kürzer als beim ersten mal und schon war ich nach 2,5 Stunden wieder die Tür draussen. Am nächsten Tag habe ich dann gleich beim VDK angerufen und denen alles geschildert, aber nach deren Auskunft wäre eine Begutachtung bei einem anderen Arzt einer Gemeinschaftpraxis so gestattet.


Wie diese Gutachten ausfiel kann sich jeder mit normalen Menschenverstand denken... der Neurologe müsste ja gegen das Gutachten seiner Praxiskollegin schreiben, also über 6 Stunden arbeitsfähig...


Ich habe dann dem Sozialgericht über diese, meiner Meinung nicht neutrale Begutachtung und die herabwürdigende Behandlung eine mehrseitige Mitteilung gegeben.


Ende 2011 kam nun noch eine weitere Erkrankung hinzu, ich hatte starke Schmerzen im linken Arm und konnte den Arm kaum noch heben oder drehen, also mal wieder Termine bei Ärzten... Nach Untersuchungen beim HA, einem MRT und beim Orthopäden war es klar:


Diagnose: Arthrose


Und zwar eine AC-Gelenkarthrose im linken Schultergelenk.


Ursache: Die AC-Gelenkarthrose ist eine Verschleisserkrankung im Schulterbereich am AC-Gelenk.


Behandlung: Die Therapie der ACG-Arthrose besteht meist in, Enzündungshemmer, Krankengymnastik und physikalischen Anwendungen wie Kälte und Elektrotherapie.


Sofortmaßnahmen bei mir: IBU 600, Cortisonspritzen ins Gelenk und Krankengymnastik, bisher mit mäßigem Erfolg ___________________________________________________________


Das negative Gutachten des Neurologen lag erst nach 3 ! Monaten vor, inzwischen war 2012. Jetzt blieb noch die Möglichkeit nach §109 einen eigenen Gutachter zu benennen und die habe ich natürlich genutzt. Dieser Gutachter muss vollkommen neutral sein, man darf ihn weder persönlich kenne, noch bei ihm jemals in Behandlung gewesen sein. Ich habe mir dafür einen der führenden Spezialisten für Fibromyalgie in Deutschland herausgesucht, der als weiteren Schwerpunkt Schwindelerkrankungen hat, also genau die bei mir vorliegenden Beschwerdebilder. Der Arzt war in der Kommision zur Erstellung der Leitlinien zur Fibromyalgie, hat Bücher dazu veröffentlicht und hat schon die Erfahrung von über 2000 Fibromyalgiepatienten die er behandelt und untersucht hat.

Die Begutachtung war im April und ging über 2 Tage. So gründlich bin ich noch nie untersucht worden, angefangen mit Blutuntersuchungen auf zig Parameter, Atemlufttests, Ergometermessung mit Laktattest bis hin zu einer Schlafuntersuchung, deshalb auch über zwei Tage. Ich war am ersten Tag Nachmittags und am zweiten Tag noch mal den Vormittag in der Praxis. Man merkte dem Arzt und dem gesamten Team an, dass sie Ahnung von den Erkrankungen hatten.


Noch keine eineinhalb Wochen später lag das Gutachten vor, Ergebnis: unter drei Stunden arbeitsfähig.


Die Erwartungen zu diesem Ergebnis war, nach den ganzen vorherigen Erfahrungen, etwas gedämpft, aber was sollte jetzt noch schief gehen, einen kompetenderen Gutachter findet man kaum noch....


Aber auch hier sollte ich mich täuschen. Vier Wochen später kam ein Schreiben vom Sozialgericht mit einer Stellungnahme von der DRV. Die „umfassende“ Untersuchung  bei dem Neurologen wäre ja auf über 6 Stunden arbeitsfähig gekommen und im neu vorliegenden Gutachten wären alle Ergebnisse nur subjektiv und nicht belegbar....

Dazu noch die Empfehlung, dieses Gutachten dem Vorgutachter, also dem Neurologen noch einmal vorzulegen. Dieser Empfehlung wurde gefolgt und der Vorgutachter blieb weiterhin bei seinem Ergebnis.


Nun blieb mir nur noch die Klage weiter aufrecht zu erhalten und auf die Entscheidung des Sozialgerichtes zu hoffen. Das einzigste was ich noch unternahm, war, eine Zusammenfassung meiner bisherigen Begutachtungen zusammenzustellen, um eine Gesamtüberblick über das bisher geschehene zu haben, um es dem Sozialgericht zukommen zu lassen.

Da dieses ganze hin und her bis fast ans Jahresende 2012 ging, passierte auch in diesem Jahr nichts mehr.

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Im Frühjahr 2013 erhielt ich dann das Schreiben vom Sozialgericht, dass am 24. April die mündliche Verhandlung stattfinden sollte und ich persönlich zu erscheinen hätte.


Mit sehr gemischten Gefühlen fuhren meine Frau und ich zu diesem Termin. Zusammen mit der Anwältin vom VDK wurden wir in den Gerichtssaal gebeten. Dort waren außer dem Richter noch zwei Beisitzer und die Vertreterin der Gegenseite von der DRV anwesend. Nach der Begrüßung fing der Richter an den ganzen Ablauf des Geschehens seit meinem Antrag aufzuführen. Schon dabei merkte ich, dass der Richter sehr gut vorbereitet war und sich alles als Stichpunkte nochmal handschriftlich aufnotiert hatte. Danach richtete er sich mit einigen Fragen direkt an mich, die ich laut meiner Frau wohl klar, offen und plausibel beantwortet hatte.  

Aus den Reaktionen des Richters spürte ich, dass er da wohl auch einige Unstimmigkeiten im Verlauf der Begutachtungen sah. Unter anderem wohl auch die Sache mit der Gemeinschaftspraxis und das dem Gutachten der Rehaklinik nicht gefolgt wurde. Er kam dann zu seiner Einschätzung und zum Ergebnis, dass er eine vollständige Berufsunfähigkeit gegeben sähe und, auch im Anbetracht meines Alters, eine dreijährige volle Erwerbsminderungsrente als Urteil beschliessen wollte. Er fragte seine Beisitzer ob sie dies auch so sähen, diese stimmte dem ganzen zu. Dann wurden ich gefragt ob ich damit einverstanden wäre, was ich natürlich mit „ja“ beantwortete. Mit eine Rente auf Dauer hatte ich mit meinen 51 Jahren eh nicht gerechnet. Als er sich der Dame von der DRV mit der Frage zuwand, wurde mir nochmal kurz mulmig, aber auch sie stimmte dem ganzen zu, mit dem Hinweis, dass sie es angesichts der ganzen Arzt- und Klinikberichten eh nicht so ganz verstünde warum der Antrag bisher abgelehnt wurde. Der Richter gab dann das Urteil, einer insgesamt fünfeinhalbjährige Berentung, rückwirkend ab Oktober 2010 bis Juni 2016 bekannt.

Der riesen Stein, der mir dann vom Herzen fiel, war vermutlich weit zu hören... Deshalb an dieser Stelle an alle die sich auf einem ähnlichen schweren Weg befinden... Das kämpfen lohnt sich... !!!


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Gefangener

Gefangen in einem kranken Körper

Schmerzen bestimmen den Tag

Erschöpfung bestimmen das Tun

Gefangen in trüben Gedanken

Traurigkeit bestimmt das Ich

Ohnmacht regiert die Seele

Um mich dreht sich die Welt

Ich stehe regungslos still

Um mich heller Sonnenschein

Ich atme bleierne Dunkelheit

Um mich brandet das Leben

Ich versinke im Sumpf


©Helge Ebling